01/09/2018 |

GENERATION DIGITAL NATIVES

Die Art, wie wir arbeiten, ändert sich rasant. Sind wir darauf vorbereitet?

(Von Veronika Pelikan)

Eine neue Generation steigt ins Arbeitsleben ein: Die Digital Natives – also jene (jungen) Menschen, die in den 1990ern geboren wurden und die daher mit Handy, Internet und Google aufgewachsen sind. Für sie, so die landläufige Vorstellung, werden die Herausforderungen durch den technischen Fortschritt einfacher zu bewältigen sein. Sie sind die Hoffnungsträger zukünftiger Entwicklung.

Zu Recht? Genügt die Vertrautheit im Umgang mit neuen Kommunikationsformen als Vorbereitung auf die grundlegenden gesellschaftlichen Veränderungen, die dieser mit sich bringt? Und: Welche Rahmenbedingungen findet diese Generation vor?

Grenzen verschwimmen

Offensichtlich ist:

Die einst klare Unterscheidung zwischen Angestellten und Selbständigen verschwimmt, vor allem im Dienstleistungssektor, zunehmend.

  • Die Arbeitszeiten werden flexibler, Telearbeit häufiger, atypische Arbeitsverhältnisse nehmen zu;
  • die Zahl der Neuen Selbständigen und der Kleinstunternehmen wächst kontinuierlich;
  • Arbeitslose werden zum Umstieg in die Selbständigkeit ermuntert und nehmen dieses Angebot auch an.

Vor diesem Hintergrund wird die einst eherne Unterteilung in Angestellte und Selbständige zunehmend problematisch. Die Schwierigkeit, in einzelnen Fällen eine klare Zuordnung zu finden, hält Arbeitsgerichte und Gesetzgebung auf Trab. Auch das Ringen der Sozialversicherungsträger und Sozialpartner um gerechte Lösungen für alle Erwerbstätigen ist Zeugnis dafür.

Verwirrendes Regelwerk

Was bedeutet das aber für die Berufseinsteiger, die keine Vollzeitanstellung ergattern oder die Selbständigkeit anstreben? Sie sind mit einem verwirrenden Regelwerk konfrontiert. Unterschiedliche Vorgaben für Gewerbetreibende und Neue Selbständige, die Gefahr unfreiwilliger Arbeitsverhältnisse, unübersichtliche Mehrfachversicherungen – zusätzlich zu den immer umfangreicheren Dokumentations- und Nachweispflichten in den einzelnen Berufen – setzen Wissen und Rechtsverständnis, das weit über die bloße Berufsausübung hinausgeht, voraus.

Kommt da noch jede und jeder mit?

Unternehmer-Basics für alle

Und auch wenn der Umgang mit den neuen Kommunikationstechnologien in der Regel für die Digital Natives kein Problem darstellt: Was das wirtschaftliche Basiswissen anbelangt ist ein Maturant heute kaum besser vorbereitet als vor 30 Jahren. Die Berechnung von Kegelschnitten ist im Lehrplan vorgesehen, wie der Vorsteuerabzug funktioniert oder die Sozialversicherung berechnet wird bleibt ein Mysterium.

Wenn wir uns mehr Mut zur Selbständigkeit, mehr Unternehmergeist oder eine innovative Gründer-Szene wünschen, müssen wir uns auch Gedanken darüber machen, wo das nötige Basis-Wissen dazu vermittelt wird. Und zwar in einer Form, die nicht nur gehypten (und meist privilegierten) Start-ups sondern auch den ganz normalen Neueinsteigern in die Selbständigkeit verständlich ist.

Möglichkeiten früh vermitteln

Warum sollten wir nicht schon in der Schule etwas über die Grundlagen des Arbeitslebens vermitteln? Das würde auch dazu führen, dass auch spätere Angestellte eine Ahnung von Lohnkosten, Sozialversicherung oder Pensionssystem entwickeln. Und dazu beitragen, dass antiquierte Klischees wie jenes vom zigarrenrauchenden Chef, der mit Geldbündeln um sich wirft, endlich zeitgemäßen Bildern Platz machen.

Wenn es dann noch gelingt, Selbständigkeit als einen positiven, selbstbestimmten Lebensstil dazustellen, dann könnte das den heranwachsenden Generationen Mut machen, mehr Unternehmergeist zu entwickeln. Und die digitalen Skills? Die entwickelt doch heute schon jedes Kind!

Veronika Pelikan

ist Journalistin und Mitbegründern der Online-Community Port41. Die Ende 2016 gelaunchte Plattform richtet sich an die wachsende Zielgruppe der österreichischen Selbständigen und Kleinunternehmen. Um hohe Qualität zu gewährleisten, werden Beiträge auf Port41 hauptsächlich von Expertinnen und Experten wie Steuerberatern, Rechtsanwälten, Unternehmensberatern, Coaches oder IT-Experten verfasst. Neben Wissensvermittlung und Vernetzung ist den Herausgebern auch die Diskussion um die Rahmenbedingungen für zukünftige Arbeitsformen ein Anliegen. Port41 erreicht derzeit um die 25.000 Leserinnen und Leser pro Monat.

Mehr zu finden unter: www.port41.at