DIE GESCHICHTE EINER ÜBERNAHME IM ELTERLICHEN BETRIEB
Michi Lorenz, einer der Ausnahmewinzer aus Kitzeck im Sausal in der wunderschönen Südsteiermark, übernahm vor zweieinhalb Jahren den elterlichen Weinbaubetrieb. Trotz einiger Hürden und Herausforderungen stellte er sein Unternehmen auf neue, noch erfolgreichere Beine.
Wie war Dein Werdegang als Weinbauer?
War es immer klar, dass das für Dich der Traumberuf sein wird?
Michi Lorenz: Ich wurde in eine Winzerfamilie hinein geboren. Unser Weingut in Kitzeck hat eine sehr lange Tradition und für mich stand eigentlich von klein auf immer schon fest, dass ich diese Tradition weiterführen möchte. Ich habe dann die Weinbauschulen in Klosterneuburg und Silberberg besucht und war seit 2003 im elterlichen Betrieb tätig. Damals noch gemeinsam mit meinem Bruder Patrick.
Hast Du mehr von Deinem Vater oder in der Schule gelernt?
Lorenz: In den Schulen lernte ich das Grundwissen, das ABC sozusagen. Auch bei meiner Praxis im Weingut Polz und diversen Weinreisen konnte ich viel lernen und sehen. Natürlich hat mir auch mein Vater einiges mitgegeben – auch wenn es damals eher zu Konflikten führte.
Inwiefern?
Lorenz: Mein Bruder und ich wollten die Welt zerreißen, haben so viel Neues und Modernes gesehen und wollten alles im Betrieb sofort umsetzen. Wir haben auch die Hektar und die Produktion innerhalb eines Jahres verdoppelt. In unserer Naivität dachten wir natürlich nicht daran, dass wir den Ertrag auch innerhalb von einem Jahr verkaufen müssen. Aber Gott sei Dank ist es damals gut gegangen und wir waren erfolgreich. Mein Vater war hingegen sehr traditionell eingestellt und sagte meistens nur: Das haben wir immer schon so gemacht. Das war mir aber zu wenig. Ich wollte experimentieren und mich weiterentwickeln.
Inwiefern?
Lorenz: Mein Bruder und ich wollten die Welt zerreißen, haben so viel Neues und Modernes gesehen und wollten alles im Betrieb sofort umsetzen. Wir haben auch die Hektar und die Produktion innerhalb eines Jahres verdoppelt. In unserer Naivität dachten wir natürlich nicht daran, dass wir den Ertrag auch innerhalb von einem Jahr verkaufen müssen. Aber Gott sei Dank ist es damals gut gegangen und wir waren erfolgreich. Mein Vater war hingegen sehr traditionell eingestellt und sagte meistens nur: Das haben wir immer schon so gemacht. Das war mir aber zu wenig. Ich wollte experimentieren und mich weiterentwickeln.
Wurde Euch nicht dennoch alles zu viel?
Lorenz: Doch. Mein Bruder ist dann 2008 ausgestiegen. Und auf einmal war der Betrieb zu groß. Meine Eltern hatten sich bereits langsam zurückgezogen und ich war mehr oder weniger allein für alles verantwortlich. 2009 schlitterte ich dann in ein Burnout. Doch ich gab nicht lange Ruhe, übernahm zu dieser Zeit auch noch die Verantwortung für ein zweites Weingut – jenes von Jacques Lemans in Kärnten. Meinen eigenen Betrieb ließ ich nebenbei mehr oder weniger mitschleifen und reduzierte auch wieder die Hektarmengen.
Das muss eine schlimme Zeit gewesen sein …
Lorenz: Es war anstrengend, aber auch sehr schön. Irgendwann wuchs das Weingut in Kärnten viel zu groß an und ich wollte diese Doppelbelastung nicht mehr. 2013 gab es einen Cut und ich konzentrierte mich wieder voll und ganz auf meine eigene Produktion in Kitzeck. Damals hatten wir neun Hektar. Meine Eltern führten zu diesem Zeitpunkt zwar noch offiziell den Betrieb, aber ich übernahm die Gesamtleitung, mit Unterstützung meiner Frau Michaela. Und erste, große Erfolge und Auszeichnungen gaben die nötige Bestätigung und Motivation, dass ich am richtigen Weg war.
Aber irgendwann wurde es dann Zeit für eine richtige Übergabe?
Lorenz: Ja, irgendwann muss man klare Fronten schaffen. 2014 begannen wir mit einem externen Berater, einem Freund der Familie, an der Übergabe zu arbeiten.
Warum ein Externer?
Lorenz: Ohne Außenstehenden hätten wir es niemals geschafft. So eine Hofübergabe ist kein leichtes Thema – da geht es um viele Befindlichkeiten, Wünsche, Sorgen und natürliche finanzielle Hürden. Wer bekommt wie viel, wie wird aufgeteilt, wie ist es steuerlich stimmig? Da muss es eine neutrale Person geben, die sortiert. Wir haben mit ihm viele Einzelgespräche geführt. Seitens der Wirtschaftskammer gab es hier
leider keine Unterstützung, das fand ich sehr schade.
Was waren die Hauptthemen, die kritischen Punkte?
Lorenz: Die Umstellung auf biologische Arbeitsweise war sicher eines der Hauptthemen. 2018 haben wir nun nach dreijähriger Umstellungsphase erstmals Bio-Wein. Und mein Vater hatte noch die alte Einstellung: schnell produzieren, schnell verkaufen! Natürlich muss man aufs Geschäft schauen, aber ich bin jemand, der Weine gerne ein paar Jahre zurück hält. Weil sie nur dadurch richtig reifen können und ihr wahres Geschmackspotential zeigen können. Die größte Hürde war bestimmt das Loslassen-Können. Da ging es stark um persönliche Befindlichkeiten und Wertschätzung. Schließlich krachten bei uns vier Alphatiere aufeinander. (lacht) Aber schlussendlich waren die Fronten geklärt, ich bin nun der Chef.
Wann war schließlich die offizielle Übergabe?
Lorenz: Am 31. 12. 2015 wurde der Vertrag unterschrieben, mit 1. 1. 2016 gehörte der Betrieb offiziell mir. Ich kümmere mich seither um das gesamte Weingut, meine Frau ist für Buschenschank und Gästezimmer verantwortlich. Wir haben dafür zwei Einzelunternehmen gegründet und einen Fünf-Jahres-Plan gemacht.
Wie war der Start ins große Unternehmertum?
Lorenz: Schwierig – aber aus nicht beeinflussbaren Gründen. 2016 war eines der schlimmsten Weinjahre der letzten Jahrzehnte. Aufgrund von Frost und Hagel hatten wir 81 % Prozent Verlust im Weingarten. Das war natürlich ein schlechter Start. Aber wir gaben unser Bestes, konnten das, was noch an Trauben da war zu sehr gutem Wein verarbeiten und schafften es, finanziell nicht ins rudern zu kommen. Auch von unserem Business-Plan kamen wir nicht ab, darauf bin ich sehr stolz. Aber der geplante Neustart für den Gesamtauftritt – von Logo über Website bis hin zur Kommunikation – musste erstmals verschoben werden.
Aber damit war es dann 2017 soweit, oder?
Lorenz: Ja. Im Sommer 2017 begannen wir mit der Neupositionierung für 2018. Nach einigen Anläufen fanden wir die richtige Agentur und die richtigen Berater, die mit uns die neue Ausrichtung umsetzte. Das gestickte Herz ist Grundsymbol unserer Weine geworden. Weil ich einerseits ein Winzer mit viel Herzblut bin und andererseits die Stickerei unsere Tradition und Bodenständigkeit widerspiegeln soll. Dies wurde mit einer modernen Aufmachung verpackt. Echte Hingucker sind unsere Persönlichkeitsweine, die sich „Frauenversteher“, ,Querdenker‘, ,Revoluzza‘ und ,Seelenverwandter‘ nennen. Hier gibt es kein Etikett, sondern die Flasche wurde direkt bedruckt bzw. ,bestickt‘. Diese vier Persönlichkeiten von mir – festgestellt haben diese andere Personen (lacht) – finden sich somit nun im Wein wieder. Ich bin sehr froh, diese Neupositionierung geschafft zu haben. Endlich machen Michaela und ich genau das, was wir immer machen wollten. Und unsere Mitarbeiter unterstützen uns dabei.
Entscheidest Du nun alles komplett alleine?
Lorenz: Jede wichtige Entscheidung wird natürlich mit der Familie besprochen. Ich versuche auf die Meinungen meiner Eltern und meiner Frau einzugehen und sie zu hinterfragen. Aber das letzte Wort hab dann ich – schließlich muss ja auch ich die Konsequenzen tragen.
Und ich denke, damit haben wir eine gute Lösung für alle gefunden.
Was würdest Du anderen raten,
die vor einer Betriebsübernahme bzw. Neupositionierung stehen?
Lorenz: Durchhalten und immer an die Idee glauben!
Weingut Michi Lorenz Kitzeck: www.michilorenz.at