23/01/2018

ES GIBT MEHR LEUTE DIE KAPITULIEREN, ALS SOLCHE, DIE SCHEITERN

p>(Henry Ford)

Unternehmertum braucht Mut.
Mit Gründung und Aufbau einer Firma gehen Unternehmerinnen gleichermaßen Chancen und Risken ein. Dabei ist die Voraussetzung für positive Ergebnisse vorrangig die Bereitschaft des kontinuierlichen Lernens und Entwickelns. Gerade das Scheitern bietet in dem Zusammenhang ein persönliches, gesellschaftliches und volkswirtschaftliches Lernfeld, dessen Auswirkung den nachhaltigen Erfolg oftmals erst möglich macht.

Veränderung und Geschwindigkeit erhöhten das Risiko zu scheitern.

In Österreich wurden im Jahr 2016 rund 40.000 Unternehmen gegründet.

Unter all diesen Neugründungen befanden sich in Etwa 1.000 Unternehmen, auf die eine Beschreibung wie «Start-Up» zutreffen würde. Ein Start-Up definiert sich über die innovative, disruptive Geschäftsidee, ist technologiebasiert und verzeichnet ein rasches Unternehmenswachstum.

Sich moderner Technologien zu bedienen, bedeutete schon immer, dass ein steiniger Weg über „trial and error“ bevorsteht. Es sei hier an Thomas Edison erinnert, der über 1.000 Patente anmelden musste bis er die eine Glühbirne erfinden und somit den Grundstein für die Elektrifizierung legen konnte. Sein Erfolgsrezept jedoch war einfach: Systematisierung und Analyse der fehlgegangenen Versuche.

Heute geht es nicht nur um technologische Veränderung, die es für erfolgreiches Unternehmertum möglichst zu antizipieren gilt, sondern auch um die Geschwindigkeit, mit der sich heute Märkte entwickeln. Da knüpfen Start-Ups an. Sie greifen nicht auf bereits erprobte Wissensfelder zurück, sondern fordern sich selbst heraus. Das damit verbundene, erhöhte Risiko zu scheitern liegt dabei auf der Hand.

Über die Scheiterkultur in Amerika

Scheitern in Unternehmen öffentlich zu thematisieren wird bei uns noch immer als Tabu betrachtet, eine Stigmatisierung von der man es kaum zurück zur weißen Weste schafft.

In der Gründernation USA hingegen soll Scheitern ja schon eine unternehmerische Selbstverständlichkeit sein. Scheinbar giltst Du erst dann als Unternehmer mit Erfahrung wenn Du mindestens einen lauten, betriebswirtschaftlichen Bauchfleck hingelegt hast.

Es stellt sich jedoch die Frage:
In welchem Umfeld findet diese Auseinandersetzung statt?
Und wie können wir das nach Österreich übersetzen?

Mut zum Unternehmertum, statt Angst vor dem Scheitern

Ja, wir haben Angst zu scheitern. Genau diese Angst hindert uns, Unternehmen zu gründen oder neue Geschäftsfelder anzugehen hat unlängst eine Studie im deutschsprachigen Raum bewiesen.

Wenn wir also den Mut zum Unternehmertum fördern wollen, sollte es unser Ziel sein, das Stigmatisierung zu entfernen und das Tabu zu brechen.

Eine Herangehensweise dazu hat Autor Gerhard Scheucher entwickelt, der über 150 deutschsprachige Berater aus den verschiedensten Disziplinen dazu befragte, wie sie das Scheitern ihrer Kunden erlebt hatten – mit dem Ziel, Muster zu erkennen.

Dabei haben sich für Scheucher drei wesentliche Phasen herauskristallisiert, bis es zum Scheitern kommt:

Die Geisterfahrerphase soll aus zu hohen Erwartungen unrealistische und unerreichbare Ziele machen, die man sich jedoch nicht eingesteht. Die ersten Warnsignale wie Inkompetenz in der Führung, Selbstüberschätzung, Planungsfehler oder fehlende Zieldefinition werden hier sichtbar.

Wer die Warnsignale nicht erkennt landet lt Scheucher in der Selbstverleugnungsphase, in der es wider Erwarten aus Sicht des zu Scheiternden keine Notwendigkeiten des Reagierens gibt. So werden keine Ziele adaptiert, dafür steigt der Druck, die Erfolge bleiben aus und die Fehleranfälligkeit steigt weiter.

Zum Schluss kommt die Feinbildphase. Auch in dieser Phase könne man das Ruder mit entsprechendem Aktionismus noch herumreißen – insofern durch Selbstreflexion Fehler erkannt werden und Ziele neu überdacht werden. Dann jedoch wird es eng für jene, die immer noch nicht einsehen wollen, dass sie es sind die am Steuer sitzen und lieber den Schuld bei den anderen suchen.

Um in eine Gegenbewegung umzusteigen brauchen wir Unternehmerinnen und Unternehmer Ruhe, Kraft und ein wertschätzendes Umfeld in dem Innovation und unternehmerischer Mut ihren Raum bekommen. Wir brauchen Gestaltungsräume, offenen Zugang zu Erfahrung, Wissen und ein tabufreies Besprechen von unternehmerischem Scheitern.

(Autorin: Salome Wagner)

Salomé Wagner

Salomé Wagner, MAS

Services Marketing & Management konzipiert digitale und analoge Marktkommunikation für Technologie- und Dienstleistungsunternehmen.
In 2014 hat Salomé Wagner die „FuckUp Nights“ nach Österreich gebracht, eine Eventreihe zum Thema „Lernen aus unternehmerischem Scheitern“.
Nach 3 erfolgreichen Jahren in Wien hostet und moderiert sie seit 2017 die „FuckUp Nights Graz“.

Quellen

Quellen • Unternehmensneugründungen in Österreich – Ergebnisse aus der jährlichen Gründungsstatistik der WKO www.wko.at/service/zahlen-daten-fakten/daten-unternehmensneugruendungen.html • Die Angst vor dem Scheitern – Warum aus vielen Existenzgründungen nichts wird. Studienzusammenfassung www.uni-due.de/de/presse/meldung.php • „Die Aufwärtsspirale: Wie man mit Erfolg Niederlagen meistert.“ Gerhard Scheucher