WILHELM EXNER MEDAILLE 2014 AN US-SPITZENFORSCHER THOMAS HUGHES
Der Österreichische Gewerbeverein (ÖGV) hat zum 80sten Male seit 1921 die Wilhelm-Exner-Medaille an einen herausragenden Wissenschaftler überreicht. Staatssekretär Harald Mahrer ehrte gestern mit Thomas Hughes (University of Texas) einen auch unternehmerisch höchst erfolgreichen Forscher, Maschinenbauer, Mathematiker, Luft und Raumfahrttechniker, dessen Beiträge zur numerischen Mechanik zu den Grundgesetzen ihrer Disziplin zählen. Gleichzeitig wurden drei herausragende Unternehmer, Michael Doppelmayr, Margarete Landertshammer und Stefan Schrenk, ausgezeichnet, denen es gelungen ist, solche Forschungs- und Erfahrungsergebnisse erfolgreich umzusetzen.
Staatssekretär Harald Mahrer strich die 175-jährige unternehmerische Tradition des ÖGV im Schnittfeld Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft hearus. Die Bewältigung des technologisch gestützten Wandels, die Fähigkeit durch Kreativität und wissenschaftliche Neugier letztlich auch die sozialen Herausforderungen zu bewältigen, zeichnen Östserreich besonders aus. Beim Zusammenwachsen der digitalen Netze quer durch die Wertschöpfungsketten, gilt es die Modelle zu prüfen, Chancen für Unternehmen und ihre Mitarbeiter zu ergreifen und zukunftsfreudig anzunehmen. Die Geehrten stehen stellvertretend für diese kreative Zukunftsausrichtung.
Präsident Andreas Gnesda hob vor 250 Gästen aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft den Gründungsauftrag des ÖGV, der den Austausch zwischen Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft geradezu erzwinge, hervor. An einem Ort des nachhaltigen Unternehmertums, wo sich Menschen treffen, die bereit sind, sich für eine Idee mit Risiko, kreativen Ideen und viel Leidenschaft zu engagieren, liege es nahe der Tradition eines Wilhelm Exners zu folgen, der seinerseits in einer spannenden Zeit eine ganze Reihe neuer Maßstäbe setzen konnte.
Wilhelm Exner Medaillenträger 2014 – Thomas Hughes
Thomas Hughes, Universität Texas, ist weltweit der wohl anerkannteste Forscher auf dem Gebiet der Computersimulation technischer und biomedizinischer Prozesse. Auf mehreren bedeutenden Gebieten der technischen Wissenschaften hat er fundamentale Beiträge verfasst, die mit weit über 56.000 Zitierungen richtungsweisend sind. Seine Beiträge zur numerischen Mechanik, zu Variationsmethoden komplexester Flüssigkeitsströmungen sowie zu patientenspezifischen biomedizinischen Modellierungen und Simulationen des Flussverhalten in Blutgefäßsystemen haben die Möglichkeiten in Medizin und Technik grundlegend weiterentwickelt. Hughes ist korrespondierendes Mitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften der mathematisch-naturwissenschaftlichen Klasse.
ÖGV-Unternehmer 2014 – Michael Doppelmayr
Michael Doppelmayr führt seit 1994 die Doppelmayr-Garaventa-Gruppe in dritter Generation. Unter seiner Leitung sind die 33 Konzerngesellschaften mit 60 % Weltmarktanteil und mit 14.500 Liftanlagen in 88 Ländern auf 6 Kontinenten präsent. 2.400 Mitarbeiter erarbeiten einen Umsatz von 800 Millionen Euro und ein respektables Jahresergebnis. Als rezente Beispiele seien das anlässlich der olympischen Spiele 2012 hochinteressante Stadtseilbahn-Projekt in London und das Stadtseilbahnprojekt La Paz mit einer Investitionssumme von 235 Millionen Euro, das mehrere hoch gelegene Stadtteile verbindet, genannt. In Sotchi findet man wahrscheinlich die höchste Dichte an Doppelmayr-Liften, mit gerundet 40 Anlagen, die zum Erfolg der olympischen Winterspiele 2014 so maßgeblich beigetragen haben.
ÖGV-Unternehmerin 2014 – Margarete Landertshammer
Margarete Landertshammer ist geschäftsführende Gesellschafterin der Unternehmensgruppe Helwacht, das sie mit nur 19 Jahren nach dem tragisch frühen Tod ihres Vaters übernommen hat. Gemeinsam mit ihrem Bruder hat sie den 1899 gegründeten Familienbetrieb in den letzten 40 Jahren in ein modernes, Technologie-treibendes Unternehmen geformt. Das Dienstleistungsangebot wurde erfolgreich um Soft-, aber auch Hardwareentwicklung ergänzt. So können täglich 65.000 eingehende Meldungen verarbeitet werden, von denen es bei 2.500 zu telefonischen Kontaktaufnahmen mit Betroffenen kommt, was wiederum zu täglich etwa 20 tatsächlichen Einsätzen führt.
ÖGV-Unternehmer 2014 – Stefan Schrenk
Stefan Schrenk ist seit 2001 im 1977 gegründeten Familienbetrieb, der Schrenk GmbH, tätig. 2010 übernahm er die Unternehmensführung des heute auf 50 MitarbeiterInnen angewachsenen Spezialisten für den Treppenbau, der individuell gestaltete Holztreppen in bester Qualität innerhalb von zwei Werktagen im Zweischichtbetrieb montagebereit herzustellen weiß. 2013 wurde er als erster Treppenhersteller mit dem österreichischen Umweltzeichen ausgezeichnet. Stefan Schrenk ist weit über den eigenen Betrieb hinaus, ua. als Gründer und Projektleiter der Initiative „Waldvierter Handwerker“, für die wirtschaftliche Entwicklung des Waldviertels engagiert.
Wilhelm Exner Preis für Psychologie 2014 – Oswald Kothgassner
Der WEM-Preis für Psychologie wird stets an hervorragende Jungwissenschafter/innen vergeben wird, die zum Zeitpunkt der Preiseinreichung ihr 30. Lebensjahr noch nicht vollendet haben. Mit dem Preis wurde 2014 Oswald Kothgassner ausgezeichnet, dessen Forschungsarbeit zum einen zeigt, dass soziale Ausgrenzung auch über virtuelle Realitäten und digitale soziale Netzwerke ähnlich negative Effekte auf Menschen haben kann wie es in der wirklichen Welt zu erwarten wäre. Zum anderen zeigt seine Untersuchung neue Möglichkeiten auf, experimentelle Studien in Zukunft valider und ökonomischer durchzuführen. Interaktionsparadigmen könnten dabei mittels Virtueller Realität vorgegeben werden und der Einsatz von Avataren könnte die Untersuchung von Dyaden- und Gruppenprozessen unter standardisierten Bedingungen wesentlich vereinfachen oder in manchen Fällen gar erst möglich machen.
Die Wilhelm Exner Medaille und „ÖGV Unternehmer des Jahres“
Wilhelm Exner (1840 – 1931), Ehrenpräsident des ÖGV, betrachtete die zu seiner Zeit stattfindenden umwälzenden Veränderungen der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen stets als große Chance und war darauf ausgerichtet, dabei auftretende Probleme offensiv und konstruktiv zu bewältigen. Mit der Medaille ehrte der Österreichische Gewerbeverein bisher 232 Forscher und Erfinder, darunter 21 Nobelpreisträger, deren Theorien, Erkenntnisse und Resultate wichtige gewerbe-industrielle Anwendungen hervorbrachten oder anbahnten. Ganz im Sinne Exners ehrt der ÖGV jedes Jahr auch herausragende Unternehmer und ihre Mitarbeiter, die mit ihrem großen Einsatz solche und ähnliche Ideen erfolgreich praktisch umsetzen.
Der Österreichische Gewerbeverein setzt damit jedes Jahr ein klares Zeichen dafür, dass nur das kooperative Zusammenwirken zwischen Forschern, Unternehmern und Mitarbeitern die solide Basis für Wohlstand und Wachstum ist. Wilhelm Exner förderte zeitlebens diese drei Eckpfeiler der wirtschaftlichen Weiterentwicklung, der Gewerbeverein fühlt sich diesem Engagement auch heute verpflichtet.