19/04/2017

ÖSTERREICH, DIE INNOVATIVE STARTUP SUPERMACHT? ISRAEL ZEIGT VOR WIE ES WIRKLICH GEHT.

Die österreichische Regierung lobte im vergangenen Jahr ein 185 Mio. Euro schweres Star-Up-Paket aus. Mit ein Treiber dieser Maßnahme ist die Hoffnung, dass innovative Tech-Unternehmen höhere Beschäftigungseffekte erzielen als traditionellen Firmengründungen.
Dieses Potenzial hebt Israel sehr konsequent seit mehr 20 Jahren.

Das Mittelmeerland tut ist zudem mit erheblich großzügiger Unterstützung.
Heute hat Isreal, gemessen an der Bevölkerung nicht nur die meisten Start-Ups der Welt, sondern auch die höchste Zahl an Ingenieuren und die höchsten Ausgaben für Forschung und Entwicklung vorweisen.

Der Hightechbereich ist für gut jeden zehnten Arbeitsplatz und die Hälfte des Exportvolumens verantwortlich Goldene Einhörner entlang des Gazastreifens Israels Militär macht dabei, aufgrund der exponierten Lage des Landes, den wesentlichen Unterschied aus. Es unterstützt die Budgets für Forschung und Entwicklung, fördert Ausbildung und Disziplin und schärft das Mindset.

Darin waren sich die vier Diskutanten und Moderatorin Martina Hagspiel einig: „Es wird nicht unbedingt Neues erfunden, sondern Bestehendes kombiniert und zu einem neuen Produkt zusammengeführt“, so Franz-Josef Kuglitsch, ehemals österreischischer Botschafter in Israel. „Man muss auch wissen: durch die kritische Situation am Gazastreifen und dem langen Wehrdienst bilden sich Kameradschaften, die ein Leben lang bestehen bleiben. Daraus wächst in der Regel ein sehr gutes Netzwerk.“

Jörg Zeddies, Co-Founder bund bis vor kurzem Managing Partner von Match-Maker Ventures, sieht die ständige Gefahrensituation, der die Soldaten ausgesetzt sind, als Technologietreiber: „Das hohe Verantwortungsbewusstsein für das Leben der Kameraden steht dem starken Drang im Hier und Jetzt zu verweilen und der aktiven Flucht nach vorne gegenüber. Man ist sich bewusst, dass unternehmerisches Risiko kein existenzielles Risiko darstellt und hat daher im Vergleich zu Österreich eine ganz andere Risikoaversion.“

Handle lokal, plane global

„In den USA und in Israel wird nicht nur die EBIT Marge beobachtet. Sehr wesentlich ist auch die Selbsterneuerungskraft, die Konzepte in sich tragen“ sagt Bernhard Raberger.

Ausschlaggebend ist, so der geschäftsführende Gesellschafter der Blue Minds Solutions GmbH, dass Israel die perfekte Gründerdestination ist, um globale Konzepte umzusetzen. Die Produkte werden nicht für den lokalen Markt sondern automatisch für einen Weltmarkt entwickelt. Die Größe Israels ist überschaubar, Die Nachbarländer bieten keine Expansionsoption. Daher müssen Konzepte a priori global gedacht werden.

Scheitern ist keine Schande

Die gereifte Kultur des Scheiterns wird von Dejan Jovicevic, Co-Founder & Managing Director „Der Brutkasten", zur Sprache gebracht. Rückschläge machen um eine Erfahrung reicher, von der man profizieren kann. „Es müssen jetzt nicht alle nach Israel“ so Jovicevic. „Bei uns ist es ja auch nicht schlecht. Wir müssen uns einfach deutlich mehr damit beschäftigen, was es noch braucht, um ein interessanter Standort zu werden. Dazu gehört es jedenfalls den österreichischen Zugang zu Risiko und Versagen neu zu lernen. Es braucht mehr Bildung, mehr Anreize für Investitionen, einfachere Gründungen und eine klare Unterstützung des Unternehmertums.“

Israel ist mit mehr als 6.000 Start-Ups, 70 Venture Capital Fonds und 200 Inkubatoren Vorbild einer dynamischen Start Up Szene. Die meisten Patente der westlichen Welt werden hier angemeldet. Das ergibt eine beeindruckend lange Liste goldener Einhörner, wie z.B. Mobileye, dem Hersteller von Fahrassistenzsystmen, die etwa auch BMW nützt.

(Martina Hagspiel)