Liebe, Geld und Macht
In diesem Spannungsfeld, das meist höchst explosiv ist, bewegen sich Familienunternehmen. Ein erster wichtiger Schritt ist es, sich dieser potenziell zerstörerischen, im besten Fall aber auch höchst produktiven Gemengelage bewusst zu sein.
„Es ist aus meiner Sicht von außerordentlicher Wichtigkeit, dass das Thema „Familienunternehmen“ in der Öffentlichkeit mehr und mehr an Bedeutung gewinnt, damit das Bewusstsein für die bestimmten Problematiken, welche speziell in Familienunternehmen vorherrschen, sowohl innerhalb der Familienunternehmen und deren Familien sowie auch außerhalb, erhöht wird. In Familienunternehmen ist nämlich die Interdependenz zwischen den drei dem Familienunternehmen ausmachenden Systemen „Familie, Unternehmen, Eigentümer/Vermögen“ eine Herausforderung, die nicht selten unterschätzt wird. Denn das dadurch entstehende Spannungsfeld zwischen den Interessen dieser drei Systeme gilt es gleichzeitig zu managen. Alles andere ist kontraproduktiv“ leitet Bernward Brenninkmeijer unser Gespräch ein. Der 1958 in Holland geborene Unternehmensberater hat 13 Jahre am Erfolg eines der größten Familienunternehmens Europas – C&A – mitgearbeitet und berät seitdem Firmen und Familien bei Management ihrer Interessen.
„Die Materie ist alles andere als einfach“
Der Dreiklang zwischen den Elementen Familie, Unternehmen und Vermögen ergibt im Alltag höchst unterschiedliche Interessen, die aufeinander treffen. Brenninkmeijer erläutert: „Eigentümerinteressen können sich, obwohl die Eigentümer zur Familie gehören, von Familieninteressen unterscheiden. Oft sind jedoch nicht alle Familienmitglieder auch Eigentümer, die Eigentümer allerdings alle Familienmitglieder. Dadurch gibt es allein in der Familie schon ein gewaltiges Spannungspotential, da wurde die Auswirkung dieses Spannungspotentials auf das Unternehmen noch gar nicht berücksichtigt. Auch das Unternehmen an sich und seine Wirkung auf die Familie wurde da noch nicht in die Überlegungen einbezogen. Sie sehen: die Materie ist alles andere als einfach.“
Kann man sich in einem „normalen“ Unternehmen nämlich auf den Erfolg ebendieser Institution konzentrieren, gilt es, in Familienunternehmen, auch alle anderen Interessen mit zu berücksichtigen. Da kann eine Geburt, eine Heirat oder ein Todesfall ein sorgsam organisiertes Ensemble ins Wanken bringen. Was dann auch nicht hilft: Ein starres Korsett, and das sich eben alle halten müssen. Die Strategien müssen gemeinsam festgelegt, aber auch laufend kritisch hinterfragt werden.
„Vertrauen bekommt man nicht geschenkt und kaufen kann man es auch nicht.“
Eine der wichtigsten Komponenten für den Erfolg von Familienunternehmen ist Vertrauen. Brenninkmeijer ist überzeugt: „Vertrauen bekommt man nicht geschenkt und kaufen kann man es auch nicht: es entsteht durch gute Kommunikation, das verfolgen gemeinsamer Ziele, und das in klaren Verhältnissen. Dazu gehören klare Regeln in Bezug auf die Eigentumsverhältnisse genauso wie Klarheit im Hinblick auf kongruente Aufgaben, Verantwortungs- und Kompetenz-verteilung.“ Klarheit ist eine weitere wichtige Säule, meint der erfahrene Manager: „Es hilft nichts, um den heißen Brei zu reden. Dann versteht es jeder falsch und es kommt zu Missverständnissen.“
Und er betont eines: „Ich höre oft, dass Menschen sagen, ich habe immer auf mein Bauchgefühl gehört und bin meistens richtig gelegen. Ich empfehle dann: Nimm doch auch den Kopf dazu, und das was dazwischen liegt und alles antreibt, nämlich das Herz, dann werden Deine Entscheidungen noch besser!“
Die Wert, die eine Familie und ein Unternehmen ausmachen hochzuhalten und vertrauensvoll danach zu agieren, ist ihm überhaupt wichtiges Credo. Nur wenn diese stark sind und gelebt werden, sind auch Krisensituationen zu meistern. Brenninkmeijer bringt ein Beispiel: „Wenn Ihnen ein Unternehmen gehört und der Geschäftsführer bringt keine ausreichende Performance, dann tauschen Sie ihn aus. Das ist zwar oft schwierig, aber machbar und passiert täglich. Wenn der Geschäftsführer aber Ihr Neffe ist und durch seine jüngere Cousine ersetzt wird, dann kann man sich in einer Familie von den emotionalen Verwerfungen nicht verabschieden – im Gegenteil, man ist mittendrin. Das wird nur ausgehalten, wenn alle am Boden gleicher Werte und Ziele agieren.“
Und selbstverständlich würde das alles nicht nur für die Porsches, Peek&Cloppenburgs und Rothschilds gelten. „Davon ist jedes Unternehmen gleich betroffen, vom kleinen Kaffeehaus bis zur großen Handelskette.“ ist Brenninkmeijer überzeugt.
Nachhaltig geführte Familienunternehmen würden erfolgreich das Gleichgewicht aus Liebe, Macht und Geld managen, über aktive Steuerung aller drei Bereich die Kontrolle behalten und so ein Ganzes zu einem florierenden Mehrgenerationen-Familienunternehmen machen, definiert Brenninkmeijer die Formel für ein prosperierende Zukunft.