16/01/2020

Schneller Komplexer

Johannes Hall, Urenkel des Firmengründers Otto Beyschlag, war 26 Jahre lang Alleineigentümer und Geschäftsführer von Opel & Beyschlag. 2005 hat er die Mehrheit am Unternehmen verkauft und auch die operative Führung abgegeben. Seit damals begleitet er seine Nachfolger.

Dr. Elisabeth Hall ist ausgebildete Psychologin und berät mit ihrem Mann Unternehmen bei Nachfolgelösungen.

 

Ihre Familie hat eine sehr lange unternehmerische Tradition …
Ja, die Familie Beyschlag war mit der eng befreundet. Mein Urgroßvater war ein fanatischer Radrennfahrer und hat als Mechaniker bei Opel gearbeitet und sich mit den Söhnen von Adam Opel angefreundet. Mit Heinrich ist er dann Rennen gefahren und war immer unter den ersten drei. Adam Opel wollte in die Monarchie, dann haben die zwei miteinander die Firma Opel & Beyschlag gegründet. Bis 1945 hat mein Urgroßvater das Unternehmen alleine geführt. Schon 1933 ist seine Tochter Sophie Beyschlag in das Unternehmen ein- getreten, was damals natürlich etwas Außerordentliches war. 1958 wurde dann das Fundament am heutigen Firmenstandort in der Muthgasse errichtet, das waren damals noch Felder. Als er 50 war, hat er mich das erste Mal gefragt, ob ich die Firma übernehmen will, ich war damals 15. Nach dem Militärdienst habe ich begonnen, alle Stationen durchlaufen und mit 22 dann den Betrieb übernommen.

Was waren entscheidende Schritte für die Zukunftssicherung?
2005 haben wir uns mit der AVAG aus Deutschland zusammengeschlossen, auch ein Familienunternehmen. Das war mir sehr wichtig, mit Konzernen hätte ich das nicht gemacht.

Was ist aus Ihrer Sicht notwendig, um ein Unternehmen für die Nachfolge von außen zu öffnen?
Frau Hall: Es ist vor allem notwendig den Jungen vorzuleben und gut vorzuleben, was es heißt, ein Unternehmen zu führen, nämlich auch in seinen positiven Seiten. Wenn man jammert, macht man es nicht sehr schmackhaft. Auf der anderen Seite hat man von früh an andere Möglichkeiten, man hat visionäre Möglichkeiten, Entwicklungsmöglichkeiten, das ist alles sehr interessant und aufregend.

Herr Hall: Unsere Tochter hat Wirtschaft studiert und sie sagt: Für mich kommt nur infrage, selbstständig zu sein. Noch etwas: Eigentlich müssten alle, die etwas erben, auch Verständnis haben und Einblick bekommen, denn sie müssen ja auch Verantwortung übernehmen können. Und das ist ja eigentlich das Thema des Familienunternehmens, dass das Verantwortungtragen niemals aufhört.

Wann ist aus Ihrer Sicht der richtige Zeitpunkt, um zu übergeben?
Hall: Bei uns war es sicher der richtige Zeitpunkt. Ich habe das schon länger überlegt und in der AVAC den perfekten Partner gefunden. Als Präsident der österreichischen Opel- Händler hatte ich da den Vorteil, ein sehr gutes Netzwerk zu haben. Ich wollte an den größeren Einheiten, die entstehen werden, teilnehmen. Und das ist optimal gelungen.

Wenn Sie zurückblicken, was waren Ihre besten Entscheidungen?
Hall: Am meisten habe ich von den Amerikanern im Hinblick auf den Autoverkauf gelernt und das auch im eigenen Betrieb umgesetzt. Ich habe beispielsweise nicht klassische Autoverkäufer eingestellt, sondern nur Menschen aus anderen Bereichen, das hat herausragend funktioniert.

Was stand für Sie im Vordergrund des Unternehmerdaseins?
Hall: Ich war nie Gewinnmaximierer. Mein Vater hat einmal etwas Lustiges gesagt: Ich kann ja eigentlich nicht viel. Aber ich kann mir gute Mitarbeiter suchen.

Wenn ich heute zu Ihnen kommen und sagen würde: Ich möchte ein Start­up­Unternehmen gründen. Welche Ratschläge würden Sie mir geben?
Hall: Die meisten wissen ohnehin genau, was sie wollen. Gründer haben Leidenschaft, das braucht man ihnen nicht mehr zu sagen. Am ehesten ist es noch die Kapitalbasis, die manchmal fehlt.

Was hat sich in den letzten 30, 40 Jahren aus Ihrer Sicht am meisten geändert?
Hall: Es hat sich vieles verändert, vor allem wenn ich an den Vertrieb denke. Heute können Sie über das Internet ein Produkt der Welt vorstellen. Das ganze Thema der Logistik ist unendlich einfacher geworden, man kann sich voll auf das Produkt konzentrieren. Das Leben ist aber andererseits auch viel komplexer und schneller geworden.