Hürdenläufer
Die Hürden für Unternehmen in nächster Zeit werden hoch. Die Firmen erwarten Insolvenzen und hohe Arbeitslosigkeit und die Zufriedenheit mit den Maßnahmen der Regierung hält sich teilweise in Grenzen. Aber: UnternehmerInnen sind Optimisten und so waren die meisten von ihnen vom ersten Tag der Krise an damit beschäftigt, über die richtigen Maßnahmen für die Zeit danach nachzudenken. Dazu haben wir eine Umfrage durchgeführt, an der mehr als 400 UnternehmerInnen teilnahmen.
Co-Autoren Georg Greutter & Ronald Goigitzer
Der Österreichische Gewerbeverein (ÖGV) startete vor rund eineinhalb Wochen auf Initiative der Aktion „Der Tag danach“ eine Umfrage unter seinen Mitgliedern und UnternehmerInnen über die Auswirkungen der Krise und die Zeit danach. Mehr als 400 Unternehmen haben teilgenommen. Diese Ergebnisse liegen nun vor und eines zeigte sich sehr deutlich: Es gibt doch ein Unterschied zwischen Kleinunternehmen und EPUs sowie größeren Firmen.
Eines vorweg: Beinahe einstimmig sind die UnternehmerInnen der Meinung, dass die härtesten Fälle durch Notmaßnahmen unterstützt werden sollen. Viel wichtiger sind für die EigentümerInnen und ManagerInnen der Unternehmen aber die weitere Lockerung der Einschränkungen, die Entbürokratisierung und die Steuersenkungen. Aufträge der öffentlichen Hand (im Rahmen des bereits mehrfach angekündigten Konjunkturprogrammes), direkte cashwirksame Hilfen und Ausgleichszahlungen liegen jedenfalls auf der Wirtschaftsagenda weit Vorne. Den immer wieder aufflammenden Forderungen nach einem bedingungslosen Grundeinkommen oder auch den weiteren Kredithaftungen stehen die UnternehmerInnen jedoch deutlich skeptischer gegenüber.
Welche Maßnahmen wurden nun von den Unternehmen gesetzt, um die Krise zu überleben? Allen voran steht eine Neudefinition der eigenen Produkte und und Dienstleistungen, die Eigenkapitalstärkung, das Finden neuer Vertriebswege und der Personalabbau. Letzteres betrifft hauptsächlich größere Unternehmen. Gänzlich in den Hintergrund gerückt sind Maßnahmen rund um die Nachhaltigkeit. Derzeit steht bei den meisten das nackte momentane Überleben im Vordergrund.
Schwierige Situation wie die gegenwärtige bringen immer Veränderungen mit sich. Fast alle Unternehmen planen eine Überarbeitung ihrer Prozesse und Vorgehensweisen – die Themen Vertrieb, Produktion und Marketing (vor allem auf Social Media) führen hier die Hitlisten an. Für größere Unternehmen nimmt auch die Logistik in den Überlegungen eine Spitzenrollen ein.
Wirtschaft wird jetzt endgültig digital
Der Trend zur Digitalisierung macht auch vor den Finanzierungsformen nicht halt. Das Crowdfunding wird mit 41,4 % Zustimmung als in Zukunft noch wichtigeres Instrument gesehen genauso wie Mitarbeiterbeteiligungen (33,8 %) und die klassische Kapitalerhöhung (29,7 %). Die Finanzierung über Bankkredite und Haftungsübernahmen verliert zunehmend an Gewicht. Die in der Zwischenzeit allerorts gepflegten Telekonferenzen werden nach Meinung von immerhin 78,8 % der Befragten genauso Teil des Wirtschaftslebens bleiben wie Online Shops. Hier erwarten sich 75,2 % der UnternehmerInnen zukünftig eine größere Bedeutung. Auch hier rücken größere Unternehmen ihre Überlegungen zum Bereich Logistik naturgemäß mehr in den Fokus (50,8 %) als kleinere Firmen (34,5 %). Einig ist man sich aber auch, dass persönliche Kontakte nach wie vor beliebt und notwendig sein werden, sowohl unternehmensintern als auch beim Networking. Im Vertrieb ihrer Produkte wollen größere Unternehmen verstärkt auf den Einsatz von Social Media anstelle persönlicher Kontakte setzen.
Bedrohung durch Konkurse und Arbeitslosigkeit
Bei der Frage nach jenen Trends, die sich verstärken werden, stehen die wirtschaftlichen Auswirkungen im Vordergrund. Die Befürchtung, dass Firmenkonkurse und Arbeitslosigkeit steigen werden, ist jedenfalls da. Immer noch eine Mehrheit – allerdings eine deutlich geringere – glaubt daran, dass Themen wie Nachhaltigkeit und Klimawandel an Bedeutung gewinnen werden. Gänzlich „tot“ scheinen die Schlagworte „Egoismus“ und „Globalisierung“. Ob das nicht nur ein Ausdruck der Hoffnung ist, wird sich in Zukunft weisen. In der Vergangenheit jedenfalls war die Hoffnung der Unternehmer stets ein wesentlicher Einflussfaktor in der Gestaltung der Zukunft.