Brothers in arms
Thomas und Wolfgang Faulmann führen seit vielen Jahren eines der erfolgreichsten Küchenstudios in Österreich. Ihre Frauen und Kinder arbeiten schon mit, die nächste Generation steht auch schon in den Startlöchern.
Wenn zwei Brüder ein Unternehmen führen: Was ist gut und was ist schwierig?
THOMAS FAULMANN: Wir haben keine schwierigen Zeiten. Wir haben unsere geteilten Aufgabenbereiche und unterschiedliche Bereiche in den Abläufen. Es ist ja nicht nur so, dass nur wir beide in der Firma mitarbeiten. Mein Bruder und ich haben diese Firma zwar gegründet, aber wir waren nicht alleine – unsere Frauen waren von Anfang an dabei. Wir haben sie mit unseren Frauen gegründet diese Firma.
WOLFGANG FAULMANN: Durch diese Trennung gibt es auch keine Reibungen im täglichen Geschäft. In der Strategie, ja, da gibt es manchmal verschiedene Meinungen, aber am Ende ziehen wir an einem Strang.
THOMAS FAULMANN: Mittlerweile sind ja in unserem Betrieb auch die Kinder involviert, mein Sohn führt das Geschäft in Korneuburg, der Schwiegersohn meines Bruders führt das im 1. Bezirk. Wir haben ein erklärtes Ziel, dass das Wohlergehen der Firma Substanz hat, dass es auch noch in nächsten 25 Jahren fit und etabliert ist. Aber: Wir haben unsere Kinder nie gedrängt, das weiterzumachen, das müssen sie selbst entscheiden.
Wo sehen Sie den größten Unterschied zwischen einem großen Konzern und einem Familienbetrieb?
THOMAS FAULMANN: Das ist das, was wir sind, eine große Familie, das ist ein gelebtes System. Wir agieren in unserem Haus wie eine große Familie, auch mit unseren Mitarbeitern. Wir haben deswegen auch keine Personalfluktuation, bei uns geht kaum jemand von sich aus weg. Wir arbeiten nicht so, dass wir permanent irgendwelchen Druck ausüben. Sondern wir wollen auch selbst Spaß haben beim Arbeiten. Wir haben das gleiche Ziel, dass unser Unternehmen Gewinn abwirft und wir davon leben können, damit wir auch für die Zukunft fit sind.
WOLFGANG FAULMANN: Im Prinzip ist es schon so, dass unsere Mitarbeiter wissen, dass sie einen fixen Arbeitsplatz haben. Sie dürfen auch Fehler machen, ohne Angst zu haben. Wir investieren in Weiterbildung und bemühen uns sehr, ein gutes soziales Klima aufrechtzuerhalten. Das wird auch gelebt.
Wie geht man damit um, wenn es in der Familie Konflikte oder unterschiedliche Meinungen gibt?
THOMAS FAULMANN: Das ist bei meiner Frau und mir eine goldene Regel. Meine Frau und ich, wir reden seit 30 Jahren zu Hause nicht von der Firma. Wir haben noch nie irgendwelche Probleme aus der Firma oder Sonstiges aus der Firma mit nach Hause genommen. Und diese Regel gilt auch bei gemeinsamen großen Familienfeiern.
WOLFGANG FAULMANN: Bei mir sprechen wir schon über die Firma, aber das ist immer harmlos und liegt daran, dass wir oft während des Tages nicht dazukommen, miteinander zu sprechen. Ich bin auch am Abend und Wochenende Unternehmer, hier sind mein Bruder und ich sicher anders. Und private Meinungsverschiedenheiten haben in der Firma nichts verloren. Das ist die umgekehrte goldene Regel.
THOMAS FAULMANN: Wir sind eine eingeschworene, große Familie, auch mit einem Oberhaupt, das ist unsere Mutter. Wir sind beide schon Großväter, wir genießen dieses familiäre Klima extrem.
WOLFGANG FAULMANN: Wir haben beide lange, große Tische zu Hause, wo wir 20 Personen, manchmal auch mehr, bewirten können, da sitzen dann schon vier Generationen. Es ist schön zu sehen, dass da dann der Name Faulmann weiterbesteht und die Werte gelebt werden.
Was kann man richtig machen, damit die nächste Generation einen Einstieg ins Unternehmen attraktiv findet? Was sind Kardinalfehler?
THOMAS FAULMANN: Wir haben das in unserem Freundeskreis gesehen. Man muss ohne Schulden übergeben. Wir übergeben eine Firma nur mit Substanz, damit das Unternehmen quasi fest im Sattel sitzt. Das ist die Grundvoraussetzung: Man kann ein Unternehmen nur weitergeben, wenn es auch die richtige Substanz hat. Und der zweite Punkt ist: Das Kind muss wollen.
WOLFGANG FAULMANN: Zur Frage: Was kann man richtig machen? Das wissen wir nicht. Wie beim Dasein als Eltern tasten wir uns tagtäglich heran, aber eines ist sicher: Wer auch immer übernimmt, muss den Job auch lieben. Für den muss die Marke Faulmann Wert haben. Wenn das nicht gegeben ist, tun wir unseren Kindern nichts Gutes, wenn wir sie zu etwas zwingen. Dass es aber für Nachfolger sehr anstrengend sein kann, ist klar.
Wenn Sie nochmals anfangen würden, gibt es etwas, das Sie anders machen würden?
THOMAS FAULMANN: Nein, ich glaube nicht. Wir würden wieder klein anfangen und langsam wachsen. Das Wachstum muss aus der Substanz des Unternehmens kommen. Ich glaube schon, dass wir vieles richtig machen. Mittlerweile hat das Haupthaus fast 800 Quadratmeter, dazu unsere drei anderen Geschäfte. Wir haben immer mit wenig Fremdfinanzierung gearbeitet.
WOLFGANG FAULMANN: Konkret haben wir immer Gewinne stehen lassen, damit das Eigenkapital anwächst, und wir haben eine sehr hohe Eigenkapitalquote. Im Augenblick über 60 Prozent und damit liegen wir schon branchenunüblich gut. Unsere Idee war immer, dass wir auch ein sehr schlechtes Jahr ohne Probleme überstehen können und unser wertvollstes Potenzial, unsere Mitarbeiter, halten können.
THOMAS FAULMANN: Unsere Kunden schätzen das. Nachdem unser Haupthaus mittlerweile 21 Jahre alt, passiert es, dass Kunden etwas in ihrer Küche austauschen wollen, und sie freuen sich, wenn sie mit der gleichen Person wieder sprechen können. Das ist unglaublich viel wert. Diese Beständigkeit ist unser höchstes Gut.
Wie sehr ist der Faktor „Vertrauen“ verantwortlich für den Erfolg von Familienunternehmen?
THOMAS FAULMANN: Ja. In der Familie kann Vertrauen nur schwer zerstört werden. Das ist der Unterschied zu einer anderen Partnerschaft. Fehler passieren, aber das Vertrauen ineinander wird nicht zerstört.
WOLFGANG FAULMANN: Das Vertrauen ist die beste Basis und ist auch notwendig. Das gilt auch für unsere Mitarbeiter. Wir sind nicht immer da. Ich glaube auch, dass der Einsatz in Familienunternehmen höher ist. Man will einfach nicht nachstehen und womöglich das Gefühl vermitteln, dass man vom anderen lebt.
Welche Ratschläge würden Sie jungen Menschen geben, die sich selbstständig machen wollen?
THOMAS FAULMANN: Selbstständigkeit erfordert echten Enthusiasmus. Das Bewusstsein, dass man viel Arbeit vor sich hat und dass man eigentlich mehr arbeitet als jeder Angestellte und trotzdem vielleicht in den ersten Jahren mit weniger Geld auskommen muss. Wichtig ist, der Firma die Substanz zu geben.
WOLFGANG FAULMANN: Jeder, der sich selbstständig macht, sollte das gründlich mit dem Partner besprechen. Die Freizeit ist wesentlich geringer als in einem „normalen“ Job.
Was ist gut am Wirtschaftsstandort Österreich? Was könnte viel besser werden?
WOLFGANG FAULMANN: Ich glaube, dass wir sehr hohe rechtliche und wirtschaftliche Sicherheit haben, da bietet der Standort Österreich den Unternehmen sehr viel. Man kann seine Strategie umsetzen, es ist überschaubar und planbar. Die Österreicher als Kunden legen sehr viel Wert auf Qualität.
Was könnte besser werden?
WOLFGANG FAULMANN: Niedrigere Steuern und bessere Ausbildungschancen. Ausbildung bis 18 ist absolut sinnvoll, Hilfsarbeiter werden nicht mehr gebraucht.