16/04/2021

Zeitbombe Bildungsnotstand muss endlich entschärft werden

Aufbau- und Resilienzplan zur Gänze für Schulen nützen

Mit Geheimniskrämerei und Intransparenz kommen wir nicht weiter. Die Mittel des Aufbau- und Resilienzplans müssen zur Gänze in die Schule investiert werden, dort haben wir die wirkmächtigsten und umfassendsten Defizite. Gebäude, Methoden und Ausstattung sind nicht zeitgemäß. Der drohende Bildungsnotstand ist eine Zeitbombe, die schleunigst entschärft werden muss.

„Es ist schon bemerkenswert, dass die Bundesregierung ein derartiges Geheimnis rund um ihre an Brüssel gemeldeten Vorschläge zum Aufbau- und Resilienzplan macht,“ kritisiert Generalsekretär Stephan Blahut das bisherige Prozedere. Die Chance in einem offenen, gut strukturierten Prozess die besten Ideen zu finden und mit Unterstützung der breiten Bevölkerung zu bewerten, wurde vertan. Stattdessen wurde das halbe Regierungsprogramm aufgelistet. Die Entwicklungen und Erkenntnisse der Pandemie werden ignoriert. „In Österreich mangelt es immer dann an Transparenz, wenn es um große Summen geht. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt, aber die Geheimniskrämerei rund um die eingereichten Projekte ist doch bemerkenswert.“

Der Österreichische Gewerbeverein geht von einer soliden Erholung mit Ende der Impf-Aktion aus. „Da wird es schwierige Fälle geben, denen wir helfen müssen, aber grosso modo werden die bisher geschlossenen Branchen rasch durchstarten und aufholen,“ so Blahut. Die wirkmächtigsten Fehlentwicklungen aber, die sich auch in der Pandemie als besonderes Desaster darstellten, lägen wo anders: „Als Lehrlingsausbildner, als Baumeisterin, als Gewerbetreibende, als Innenausstatter, als Architektin, als Weiterbildner und Seminaranbieterin, als Expert*innen für Gebäudesanierungen, für Energieeffizienz oder neue Energie, aber besonders als Mütter und Väter, die dem Unterricht seit einem Jahr frei Haus und unzensiert folgen durften, stellen wir fest: Die Schulen eignen sich nicht mehr zum Lernen.“

Keine Generation lost

Kinder und Jugendliche tragen die Hauptlast dieser Pandemie: „Eine Generation ‚lost‘ als Kollateralschaden der Pandemiebekämpfung ist inakzeptabel.“  Die Schnittstellen des Bildungssystems funktionieren schon länger nicht mehr. Die Möglichkeiten eines Unterrichts des 21. Jahrhunderts werden nicht wahrgenommen. Infrastrukturell sind die Schulen zum großen Teil eine Zumutung – für Schüler*innen und für Lehrer*innen. Nach über einem Jahr Pandemie hinkt die technische Ausstattung immer noch so weit nach, dass private Initiativen tausende Kinder mit technischen Gerätschaften unterstützen müssen und viele, viele mehr noch immer keine geeignete Möglichkeit haben, dem Online-Unterricht zu folgen.

Das Potenzial eines digital unterstützten Unterrichts wird kaum genützt, die Lehrer damit im Stich gelassen. „Im günstigen Fall haben diese Kinder den Faden, in der Regel aber das Interesse verloren. Sie kämpfen mit regelrechtem Boreout. Leider verlieren schon in normalen Zeiten viele jungen Damen und Herren im Laufe der Unterstufe die Neugier und die Freude am Lernen. Das dürfen wir uns einfach nicht länger leisten.“

Investitionen in Schule erfüllen alle Kriterien des EU-Plans

Der ÖGV empfiehlt daher die gesamten in Aussicht gestellten 3,5 Mrd. Euro in die Überführung der Schulen in unsere Zeit zu investieren, im Sinne des sozialen Zusammenhaltes und Stärkung der institutionellen Resilienz. In die Weiterentwicklung der Lehrmethoden als Basis für intelligentes, nachhaltiges und integratives Wachstum. In die technische Ausstattung für alle Betroffenen als Grundlage des digitalen Wandels. In das digitale Know-How der Lehrer als wesentliche Maßnahme zur Beflügelung und Bestärkung der nächsten Generation, der Kinder und der Jugendlichen. In zeitgemäße Unterrichtsmethoden, um wirtschaftlichen Zusammenhalt zu fördern, Arbeitsplätze, Produktivität, Wettbewerbsfähigkeit, Forschung, Entwicklung und Innovation zu ermöglichen.

Aufträge als Chance für KMU

Und nicht zuletzt muss dringend zur Sicherung des ökologischen Wandels und der Ermöglichung von zeitgemäßem Unterricht in die Sanierung und die Erweiterung der Schulgebäude investiert werden. „Das sind tausende kleine Projekte. Damit sollten die innovativen KMU beauftragt werden, um sicherzustellen, dass das Rückgrat der österreichischen Wirtschaft die Spätfolgen der Krise sicher überwinden wird.“

„Dass Kindern und Jugendlichen unter untauglichen Bedingungen um ihre Bildung und Ausbildung kämpfen müssen, war und ist ein unhaltbarer Zustand. Wir gefährden sehenden Auges unsere Zukunftsfähigkeit. Deshalb fordern wir, alle Kraft und dieses neue Geld nur in die Schule zu stecken. Der drohende Bildungsnotstand, diese Zeitbombe muss schleunigst entschärft werden. Das bringt uns alle weiter,“ fordert Blahut.

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