Herausforderungen unternehmerisch gelöst – Teil 1
Wirtschaftliche Mündigkeit verhindern, ein österreichisches Schicksal – ein Beitrag zur Sanierung des Staatshaushalts
Aus der Serie ‘Herausforderungen unternehmerisch gelöst’ – Teil 1
Es ist ein alter Hut, aber es ist wichtig: Wer schon einmal versucht hat, einem Briten oder Amerikaner das österreichische Modell von Urlaubs- und Weihnachtsgeld zu erklären, stößt rasch auf Unverständnis. Und auch hierzulande ist es nicht immer leicht, die Logik hinter dem 13. und 14. Monatsgehalt zu vermitteln. Vordergründig geht es um soziale Absicherung – tatsächlich aber auch um eine Form der Bevormundung: Mitarbeitende erhalten zwei ‘zusätzliche’ Gehälter, damit sie sich Urlaub und Weihnachtsgeschenke leisten können. Eine Praxis, die tief in der österreichischen Tradition verwurzelt ist, aber kritisch hinterfragt werden muss. Hier geht es dabei nicht um mehr oder weniger Steuerbelastung, hier geht es nur um den Ist-Zustand.
Aus Sicht des Österreichischen Gewerbevereins (ÖGV) ist es höchste Zeit, das Bewusstsein für wirtschaftliche, im konkreten für Zusammenhänge der Abgaben und Steuern zu schärfen. Denn die aktuelle Praxis führt dazu, dass viele Mitarbeitende keine Vorstellung davon haben, was ihr Arbeitsplatz tatsächlich kostet – und wie viel davon Monat für Monat an den Staat und die Sozialversicherung abgeführt wird.
Vernebelung statt Klarheit: Ein strukturelles Problem
In Österreich ist es üblich, dass Mitarbeitende keinerlei Berührung mit dem Abführen von Steuern und Abgabenhaben. Die Lohnverrechnung erfolgt im Hintergrund, die Belastung bleibt unsichtbar. Fragt man spontan, was der eigene Arbeitsplatz dem Unternehmen kostet, können die wenigsten Mitarbeitenden Bruttolohn oder Dienstgeberabgaben nennen – von den tatsächlichen Bereitstellungskosten ganz zu schweigen.
Diese erzwungene Intransparenz ist nicht nur unklug, sie ist auch kontraproduktiv. Denn sie verhindert ein grundlegendes Verständnis für die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, unter denen Unternehmen agieren. Der ÖGV fordert daher: Mehr Transparenz, mehr ökonomische Bildung, mehr Eigenverantwortung.
Ein realistischer Blick auf die Belastung
Wüssten Mitarbeitende, wie hoch ihre tatsächliche Belastung ist – und wie viel der Staat ihnen Monat für Monat abnimmt – würden sie nicht nur die Zurückhaltung ihrer Arbeitgeber:innen bei Lohnerhöhungen besser verstehen. Sie wären auch erstaunt darüber, welch bescheidene Gegenleistung sie für diese Abgaben erhalten. Und sie würden sich womöglich selbst für eine effizientere Verwaltung und eine Reduktion staatlicher Ausgaben einsetzen.
Der ÖGV empfiehlt: Brutto-/Nettorechner als Einstieg
Ein erster Schritt in Richtung Bewusstseinsbildung ist die Nutzung von Brutto-/Nettorechnern, wie etwa dieser Onlinerechner von Haude.at. Dieser zeigt auf, wie hoch die Gesamtbelastung tatsächlich ist – und wie wenig davon am Ende im Börsel landet. Solche Tools sollten standardmäßig in der betrieblichen aber auch in der öffentlichen Kommunikation eingesetzt werden, um Mitarbeitenden wie der Gesellschaft ein realistisches Bild zu vermitteln.
Fazit: Wirtschaftliche Mündigkeit fördern
Der ÖGV setzt sich dafür ein, dass Mitarbeitende nicht länger an der Hand geführt werden, sondern aktiv am wirtschaftlichen Geschehen teilnehmen. Eine unternehmerisch denkende Mitarbeiter:in, die die Kosten ihres Arbeitsplatzes kennt, wird sich auch für einen verantwortungsvollen Umgang mit Ressourcen einsetzen und diesen einfordern – und damit zur Stärkung des gesamten Wirtschaftsstandorts beitragen.
#UnternehmerischGeloest